UWG-Redakteur Christian Halbe sprach mit unserem Bürgermeisterkandidaten.
In einem sehr persönlichen Interview stand Thorsten Scheen Rede und Antwort.

Christian Halbe:
Hallo Thorsten! Du trittst erneut als Bürgermeisterkandidat für die UWG Wenden an. Bei der Wahl 2015 hast du mit einem Stimmenanteil von 7,59% ein unerwartet niedriges Ergebnis erzielt!

Thorsten Scheen:
Hallo Christian!
Stimmt! Hätte mich jemand vorher gefragt, wäre ich damals sicherlich von einem deutlich besseren Ergebnis ausgegangen. Das hat mich auch erstmal ziemlich heruntergezogen. Allerdings muss man dann auch sagen, dass dieser Prozentsatz mit den Stimmen von fast 500 Wählerinnen und Wählern zustande gekommen ist. Stell dir ein Festzelt mit 500 Gästen vor. Dann sieht man die Sache schon etwas anders!

Christian Halbe:
Da hast du recht! Meinst du, dass die Öffentlichkeit dich nun anders wahrnimmt?

Thorsten Scheen:
Ich hoffe es natürlich! Aber letztlich wird es sich erst am 13.September zeigen. Daher blicke ich auch nicht zurück, sondern nur nach vorn! Aber ich hoffe, dass ich in den letzten Jahren einiges dazu beitragen konnte, die Kritiker von mir zu überzeugen.

Christian Halbe:
Wie steht deine Familie zu deiner Kandidatur?

Thorsten Scheen:
Meine Familie steht komplett hinter mir. Vor allem meine Kinder sind „Feuer und Flamme“. Meine Frau hatte im Vorhinein gewisse Vorbehalte. Sie hatte immer noch die enorme Belastung des 2015’er Wahlkampfes im Kopf. Schließlich musste ich damals einen Tag vor der Wahl mit einer schwerwiegenden Viruserkrankung für zwei Wochen ins Krankenhaus. Letztlich hat sie mir jedoch ihr „Okay“ gegeben. Ohne ihr Einverständnis hätte ich die Kandidatur niemals in Betracht gezogen.

Christian Halbe:
Thorsten, du bist seit 6 Jahren für die UWG Wenden im Gemeinderat. Welches waren deine positivsten Erfahrungen?

Thorsten Scheen:
Erst einmal muss ich sagen, dass ich mit Heike Quast, Uli Heinrich und Heinz Zimmermann ein hervorragendes Team gebildet habe. Wir ergänzen uns sehr gut. Daher sind dann auch letztlich gute Sachen von uns auf den Weg gebracht worden. Das macht natürlich Spaß!

Christian Halbe:
Welche „Sachen“ meinst du?

Thorsten Scheen:
Da gibt es einige! Zum Beispiel der Kauf der Janusz-Korczak-Schule in Schönau. Der basierte auf einem Antrag der UWG. Hierdurch haben wir mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Der Kreis Olpe wurde seine Immobilie los und in Schönau konnte ein Leerstand vermieden werden. Mit dem Umzug der Musikschule nach Schönau und der Einrichtung von Kindertagesstätten in den Schulgebäuden in Schönau und Möllmicke wurden zudem noch weitere Probleme gelöst.

Überwältigt war ich natürlich auch von der enormen Resonanz, die wir im Zusammenhang mit der Unterstützung der Initiative des „Bundes der Steuerzahler“ zur Abschaffung der Straßenausbaubeiträge erfahren haben. Fast 1000 Unterschriften sprechen da eine mehr als deutliche Sprache. Und auch unser Infostand, sowie die Podiumsdiskussion der UWG Wenden fanden ein sehr gutes Echo in der Öffentlichkeit.

Und der „Bigge Wasserthemen- und Erlebnisweg“ wurde ebenfalls von uns auf den Weg gebracht. Da entsteht etwas wirklich Besonderes mit Alleinstellungsmerkmalen für unsere Gemeinde!

Zu guter Letzt muss ich natürlich auch auf den „Rummelbachplatz“ in Wenden verweisen. Die Gestaltung als „Mehrgenerationenplatz“ entstammt ebenfalls einer Idee der UWG.

Christian Halbe:
Gab es auch negative Erlebnisse?

Thorsten Scheen:
Sicherlich! Viele gute Anträge der Opposition wurden von der CDU-Mehrheitsfraktion ausgebremst. Das ist dann schon mal sehr frustrierend. Aber so ist nun mal Demokratie!

Rückblickend war natürlich die Schließung der Schule in Ottfingen die schwierigste Entscheidung in der Vergangenheit. Wir haben diesen Beschluss damals letztlich auf Grundlage der Zahlen des Schulentwicklungsplanes mitgetragen. Mit den nunmehr vorliegenden Zahlen der Schülerentwicklung muss man sich jedoch ernsthaft die Frage stellen, ob dies die richtige Entscheidung war. Sollte dies nicht der Fall sein, kann man sich nur aufrichtig bei allen Ottfingern entschuldigen. Dies habe ich auch bereits in der vorletzten Sitzung des Ausschuss für Bildung und Soziales deutlich zum Ausdruck gebracht. Vielleicht waren wir da zu „blauäugig“. Aber zum damaligen Zeitpunkt war dies auf Grundlage der vorliegenden Zahlen für uns die einzig richtige Option.

Christian Halbe:
Das war die Vergangenheit! Wie sieht es mit der Zukunft aus? Hast du schon konkrete Vorstellungen, die du in der Gemeinde Wenden verwirklichen möchtest?

Thorsten Scheen:
Vorstellungen hat man natürlich viele! Aber die finanziellen Auswirkungen des Corona-Lockdowns auf die wirtschaftliche Situation der Gemeinde Wenden sind derzeit noch gar nicht absehbar. Neben einigen Einnahmeausfällen dürfte vor allem die Entwicklung der Gewerbesteuer maßgeblichen Einfluss auf die kommunalen Haushalte haben. Als UWG Wenden sehen wir uns natürlich in der finanzpolitischen Verantwortung! Das haben wir bei der letzten Verabschiedung des Haushaltes auch deutlich zum Ausdruck gebracht. Wir waren die einzige Fraktion, die vor dem Hintergrund der vor uns stehenden Mammutaufgaben keine zusätzlichen Ausgaben gefordert haben. Und da war Corona noch überhaupt kein Thema!

Christian Halbe:
Aber was würdest du als deine vorrangigen Ziele sehen?

Thorsten Scheen:
Wir haben einige Projekte vor der Brust, die unbedingt umgesetzt werden müssen. Ich nenne da zum Beispiel die dringend notwendige Entwicklung des Balcke-Dürr-Geländes in Rothemühle. Da muss dringend Bewegung in die Sache kommen. Das sind wir nicht nur den Bürgerinnen und Bürgern in Rothemühle und Heid schuldig!

Notwendige Investitionen in den Erhalt und die Modernisierung unserer Schulen dürfen ebenfalls nicht auf die lange Bank geschoben werden. Die gute Bildung unserer Kinder ist nicht nur ein maßgeblicher Standortfaktor, sondern darüber hinaus auch für die individuelle Entwicklung jedes einzelnen Kindes äußerst wichtig. Nach dem Vorliegen des Architektengutachtens müssen wir uns schnell auf die Reise machen. Schließlich ist nicht nur durch den Betreuungsanspruch ab 2025 ein zusätzlicher Platzbedarf in den Schulen absehbar. Auch die Substanz der Bestandsgebäude bedarf deutlicher Verbesserungen in puncto Energieeffizienz, barrierefreiem Zugang und pädagogisch sinnvollen Klassenraumgrößen.

Dann dürfen natürlich auch die Feuerwehrgerätehäuser nicht unerwähnt bleiben. Hier ist es enorm wichtig, die gesetzlichen Vorgaben zeitnah umzusetzen. Arbeitsschutzrechtlich müssen wir an allen Standorten schnelle Lösungen finden. Da wartet nicht nur viel Arbeit auf uns, sondern darüber hinaus auch enorme Kosten. Aber davor können wir nicht davonlaufen! Dieser Aufgabe müssen wir uns stellen, damit die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr bestmögliche Voraussetzungen für ihre wichtige Arbeit vorfinden.

Zudem hat uns nicht allein die Corona-Krise deutlich gemacht, wie wichtig die Digitalisierung im ländlichen Raum ist. Dies ist nicht nur ein wichtiger Standortfaktor für die Betriebe in unserer Gemeinde, auch die Bürgerinnen und Bürger gerieten im Bereich „Homeschooling“ und „Homeoffice“ schnell an die Grenzen des Machbaren. Breitbandausbau und Ausbau der Digitalisierung in den Schulen und der Verwaltung sind daher das Gebot der Stunde. Mit dem Medienkonzept sind wir auch im Bereich unserer Schulen schon einen großen Schritt vorangekommen. Hier gilt es aber, den nächsten Schritt zu machen.

Und zu guter Letzt müssen wir mit der Ausweisung von Bauland- und Gewerbeflächen dringend benötigten Platzbedarf decken. Auch hier müssen zeitnah mit der Erstellung des Flächennutzungsplanes auch faktische Entscheidungen getroffen werden.

Christian Halbe:
Und wie sieht es mit der Modernisierung der Gesamtschule aus?

Thorsten Scheen:
Hier gilt das Gleiche, was ich bereits zuvor gesagt habe. Allerdings sehe ich derzeit die Kosten für eine Modernisierung, bzw. Umbau regelrecht davon galoppieren. Leider ist die Sondersitzung des Rates ja auf Grund von Krankheit abgesagt worden. Daher habe ich auch derzeit keine genauen Informationen über das Konzept! Aber wenn man derzeit bereits von einem hohen zweistelligen Millionenbetrag munkelt, dann sehe ich dies in keinem Verhältnis. Schließlich müssen wir in den nächsten Jahren noch an anderer Stelle hohe Summen in die Hand nehmen. Einen unüberschaubaren Schuldenberg auf Kosten der kommenden Generationen möchte ich auf jeden Fall verhindern!
Dann doch lieber in die vorhandene Bausubstanz investieren und die Digitalisierung weiter voranbringen.

Beispiele sind doch in unseren Nachbarkommunen zu sehen: teilweise über 100 Jahre alte Gebäude, die den Schülerinnen und Schülern sehr gut ausgestattete Klassenräume und digitale Infrastrukturen bieten. Warum sollte also das ca. 50Jahre alte Gebäude der Gesamtschule komplett umgekrempelt werden? Dort sehe ich noch erheblichen Diskussionsbedarf! Ich hoffe daher sehr, dass die Konzeptvorstellung noch im Herbst stattfinden und die politische Diskussion losgehen kann.

Christian Halbe:
Ich danke dir für dieses Gespräch und wünsche dir und der UWG Wenden alles Gute für die kommende Wahl.

Thorsten Scheen:
Vielen Dank, Christian!